Programm installiert (ging ganz easy), aktiviert (nerv!) und ausprobiert:
Also dem ersten Eindruck nach, muss Eagle sich aber ganz warm anziehen!
Das kostenlose, völlig uneingeschränkte
DesignSpark PCB spielt nach meinem Ermessen in der gleichen Liga und kann auf Anhieb einige Sympathiepunkte für sich verbuchen.
Die Oberfläche von
DesignSpark PCB erscheint verblüffend sparsam. Man traut dem Programm zunächst nicht viel zu, angesichts der mageren Menüs.
Aber der Eindruck täuscht gewaltig! -
DesignSpark PCB verblüfft nach kurzer Einarbeitungszeit mit einer durchdachten Oberfläche, die es schafft, mit ganz wenig Umfang riesigen Praxisnutzen zu bewirken!
Wo Eagle einen mit Funktionsumfang erschlägt, wo man aber dennoch Stunden damit verbringen muss, das Seitenmenü sinnvoll einzurichten und wo man dennoch dauernd irgendwelche Kommandos eintippen muss, da glänzt
DesignSpark PCB, indem es seinen Funktionsumfang einfach klüger bereit stellt.
Hier ein paar Highlights, verglichen mit Eagle:
DesignSpark PCB kann Echtzeit 3D!
OK, auf 'nem 10 Jahre alten 1GHz Centrino, mit nur 1GB Shared-RAM, ist 3D dann doch nervig lahm. Aber man kann auch da den 3D-Modus durchaus sinnvoll nutzen.
Auf derart rechenschwachen Maschinen deaktiviert man im 3D-Modus sinnvollerweise sämtliche Layer, bis auf die nackte Platine. Diese dreht man sich im 3D-Raum so hin, wie man sie haben will und aktiviert erst dann wieder die Darstellung der Bauteile.
Das dauert wenige Sekunden, die man aber gerne in Kauf nimmt, kann man doch nun endlich in 3D beäugeln, ob auch wirklich alles ins Gehäuse passt und so!
Ich bin mir bezüglich der neuesten Eagle-Versionen nicht sicher, aber ich glaube selbst die können noch kein Echtzeit-3D.
Einzelpins setzen:
DesignSpark PCB kann einzelne Pins setzen!
- Äh, das sollte eigentlich JEDES Platinenlayout-Programm können, aber das viel gelobte (warum eigentlich?) Eagle weigert sich beharrlich, selbst so ein simples Ding zu tun und zwingt den genervten Anwender statt dessen, hoch Not umständlich ein "Bauteil" zu erstellen, das aus lediglich einem einzigen Pin besteht (der dann nicht mal eben in den Abmessungen verändert werden kann).
- Dicker Sympathiepunkt für
DesignSpark PCB!
Move:
Verschiebt man ein Bauteil, so folgen die angeschlossenen Leiterbahnen dynamisch, in Winkeln von 45 und 90 Grad!
- Ja, genau so soll es auch sein!
Kenne ich von Eagle aber nicht ...
Wer es anders will, kann aber auch den bekannten Gummiband-Modus aktivieren, oder weitere Settings vornehmen.
Praktisch: Beim Vergrößern des Platinenumrisses mit der Maus bleibt die Platine rechtwinklig. Also kein versehentlicher Versatz um ein Grid-Feld, in der ungewünschten Dimension.
Dieses intelligente Move ist ein riesiger Praxisnutzen und ein weiterer, dicker Sympathiepunkt!
Online-DRC:
Super: Beim Einsetzen, oder Verschieben von Bauteilen/Pins/Leiterbahnen, erscheint sofort ein Warndialog, wenn sich dabei ein DRC-Konflikt (Kurzschluss etc.) ergeben würde.
Grids:
Die vergleichsweise mageren Settings für Grids (Hilfsraster) empfinde ich als gesund, gegenüber Eagle. Dort hatte ich mir für diverse Pinabstände etliche Grids ins Seitenmenü gelegt. So z. B.:
- Für TQFP, für TQFP/2 (um zwischen zwei TQFP-Pads hindurch zu routen), TQFP/4.
- Für um 45 Grad gedrehtes TQFP, und für dessen halbem Raster.
- Selbstverständlich auch für 100 Mil, 50 Mil, 25 Mil, 10 Mil, 5 Mil, 1 Mil.
- Aber auch für Millimeter, halber Millimeter, zehntel Millimeter …
... und trotz überquellender Menüpunkte war es ziemlicher Frust, optisch ansprechend zu layouten, wenn Bauteile mit unterschiedlichen Pitches im Spiel waren.
Bei
DesignSpark PCB sind die Grid-Settings vergleichsweise sparsam, aber recht sinnvoll.
Ein oft vermisstes Feature bei Eagle war, das Grid um einen Offset zu verschieben. Statt dessen musste man dort das gesamte Layout selektieren und dieses dann auf dem Grid verschieben. - Per Maus eine Qual, ein großes Layout z. B. um 10 Mil zu versetzen. Und per Textkommandos furchtbar unintuitiv und umständlich. Die Einrastfunktion war da in der Praxis auch nicht die große Erlösung.
- Jaja, natürlich kann man bei Eagle für jedes Problem ein ULP schreiben, wenn der Tag lang ist, schon klar …
DesignSpark PCB erlaubt ganz einfach den Offset des Grids, und alles ist geritzt.
Obwohl DesignSpark PCB leider offenbar keinen Direktaufruf eines bestimmten Grids erlaubt (anders als Eagle, wo man sich oft benötigte Grid-Settings ins Seitenmenü packt), scheinen mir einerseits die sparsamen Grid-Settings so sinnvoll und (in Verbindung damit) die Routing-Features so klug, dass ich in der Praxis ein spürbar schnelleres Routen komplexer Layouts erwarte, als es mit Eagle möglich wäre!
Rotate:
Das Rotieren von Bauteilen um freie (von 90 Grad abweichende) Winkel funktioniert anders, als erwartet. Man muss dazu in den Settings einen beliebigen Winkel eingeben (z. B. 5 Grad) und kann selektierte Bauteile fortan z. B. per Tastenkürzel (oder Popup-Menü) schrittweise um diesen Winkel drehen.
Das ist tatsächlich sehr praktisch, wenn man Bauteile kreisförmig anordnen möchte, eben weil man nicht mehr in jedem Fall gezwungen ist, für jedes Bauteil einzeln einen Winkel in ein Dialogfeld einzutippen.
Wer z. B. eine LED-Uhr im Analog-Stil bauen will, würde sinnvollerweise 30 Grad im Dialog eintragen (360/12) und kann auf diese Weise alle benötigten Winkel (30, 60, 90, 120 … Grad) einfach per wiederholtem Tastendruck erzeugen - blitzschnell!
Simulation:
Es gibt eine Schnittstelle zu LTSpice, in die ich mich aber noch nicht hineinvertieft habe.
Eagle kann mit Spice erst seit ungefähr einem Jahr, wenn ich nicht irre. Insofern ein durchaus modernes Feature (äh - seit gut 20 Jahren überfällig!).
Bauteil dem Layout/Schaltplan hinzufügen:
Dieses Kapitel ist etwas komisch ...
Anders als bei Eagle, wo man gezwungen wird, es im Schaltplan zu tun, kann man bei Sparkun PCB neue Bauteile auch direkt ins Layout einsetzen.
Aber ins Layout gesetzte Bauteile erscheinen zunächst mal nicht automatisch im Schaltplan - und umgekehrt.
Es gibt aber Funktionen, die diesen Job tun. Sogar in beide Richtungen, was dann ein weiterer, klarer Vorteil gegenüber Eagle ist, wo sich nur Änderungen im Schaltplan auf das Layout auswirken, nicht jedoch umgekehrt.
Man muss diese Funktionen (Back Annotation und Forward Design Changes) aber hin & wieder von Hand anstoßen, automatisch passiert das nicht.
Die Bauteilverwaltung habe ich sonst noch nicht näher beäugelt, aber schlimmer als die von Eagle kann sie unmöglich sein!
Sonstiges:
Eagle kann mit seiner eingebauten Programmiersprache natürlich so ziemlich alles - irgendwie ... (oder auch nicht). In der Praxis braucht man diese Scripte und ULPs aber dauernd für irgendwelche eigentlich völlig alltäglichen Problemchen. Und bis man ein passendes Script/ULP gefunden, oder selbst programmiert hat, hätte man mit so ziemlich jedem anderen Layoutprogramm das Kind schon längst geschaukelt. - So jedenfalls mein Eindruck, als alter Scooter-Anwender.
DesignSpark PCB hingegen, kommt ohne Scriptsprache daher (sofern ich nichts übersehen habe). Aber ich weiß nicht, ob ich die dort je vermissen werde
Übrigens vermag
DesignSpark PCB auch Eagle-Layouts/Schaltpäne und Librarys zu importieren
- wenn auch leider erst nach dortigem Export.
Die Anbindung an die Bauteildatenbank von RS Components ist noch zu erwähnen.
Es mag sein, dass RS nicht unbedingt immer der billigste Anbieter ist.
Andererseits habe ich festgestellt, dass ein Großteil meiner Zeit bei der Entwicklung einer Schaltung für Bauteilrecherche drauf geht, sowie für das Zeichnen der Bauteile im Layoutprogram.
Insofern macht es sich für Einzelstücke und Kleinserien durchaus bezahlt, wenn man auf weitere Recherchen nach Schnäpperlis hustet und statt dessen einfach die automatisch generierte Bauteilliste an RS schickt, zwecks dortiger Bestellung.
Daruf spekuliert RS natürlich; was legitim ist. Und es wäre IMHO nur fair, es im Normalfall auch genau so zu tun.
Fazit an dieser Stelle:
Erster Eindruck: Super!
Preis: Unschlagbar, nämlich kostenlos!
Und warum schreibe ich diesen langen Text?
- Weil ich meine künftigen Mitentwickler an MoSteuS auf das gleiche Layoutprogramm einschwören will, mit dem auch ich arbeite, damit wir eine gemeinsame Arbeitsbasis haben und schneller voran kommen.
Die kostenlose Version von Eagle ist zu stark beschränkt und Scooter-PCB kann keine SMDs um freie Winkel drehen. Altium Designer wiederum, ist unerschwinglich teuer.
Es muss also ein für jeden tauglicher Ersatz her. Was ich sonst so gesehen habe, konnte mich nicht wirklich überzeugen.
Fortsetzung folgt.