Gibt es in der heutigen Elektronikentwicklung noch Gründe/Anwendungsfälle zur Verwendung von EPROMs?
Hmmm, denkbare Gründe für den Einsatz von EPROMs ...
- Mal laut gedacht:
In Flugzeugen und der Raumfahrt mag z. B. die Resistenz gegen die dort vorhandene "Höhenstrahlung" (natürliche Röntgenstrahlung) von Bedeutung sein. Röntgenstrahlung kommt natürlich auch im Bereich Medizintechnik zum Einsatz. Oder am Flughafen, in der Gepäckkontrolle.
In Kernkraftwerken wiederum, ist mit erhöhter Radioaktivität zu rechnen. Ebenso in der Medizintechnik (Strahlentherapie gegen Krebs). Oder im militärischen Bereich (Uranmunition).
In Punkto Robustheit und Zuverlässigkeit würde ich in "stressigen" Einsatzszenarien einem EPROM gefühlsmäßig mehr über den Weg trauen, als modernen Speicherkarten, wie SD & Co.
Gilt auch für andere "alterungsbeschleunigende" Umwelteinflüsse, wie dem Einsatz in Bereichen mit erhöhter Luftfeuchtigkeit und Temperatur.
Damit meine ich nicht nur die Tropen, sondern so manche industrielle Umgebung. Oder Großküchen.
Ich habe schon furchtbare Innenzustände von Schaltschränken und Geräten gesehen. Verdreckt wie nach 'ner Schlammschlacht!
Oft saugt ein Lüfter den Dreck wie ein Staubsauger hinein. Kommt hohe Luftfeuchtigkeit dazu, eventuell noch garniert mit Fettdämpfen, bildet sich eine regelrechte Patina, die dann wie ein Feuchtigkeitsspeicher wirkt. Das fördert Korrosion, verursacht leichte Kriechströme und lässt Feuchtigkeit in Resin eindiffundieren. Also echter Stress, für sehr sensible Strukturen.
Ich wäre jetzt aber aus dem Stegreif nicht in der Lage, die bessere Eignung von EPROMs, zweifelsfrei und qualitativ zu beurteilen, gegenüber anderen Speichermedien, unter all den erwähnten Umgebungseinflüssen. Bin aber überzeugt, dass ein EPROM 'nen viel kräftigeren "Knuff" verträgt, als eine MicroSD-Card ...
Mag sein, dass der Hersteller des von Dir erwähnten, hochpreisigen Netzteils da bereits Erfahrungen gesammelt und sich tiefer mit der Thematik beschäftigt hat.
Noch was: EPROMs werden ja typischerweise mit 5V betrieben. SD-Cards und viele andere Speichermedien hingegen mit niedriger Spannung, wie 3,3V.
Unter elektromagnetisch stressigeren Bedingungen (Sendeanlagen, manche Industrieanlagen) sind höhere Betriebsspannungen generell robuster.
So verwende ich sehr gerne die guten, alten, mit 12V betreibbaren Standard-CMOS-ICs - sofern ich allein damit auskomme und nicht sowieso einen Mikrocontroller einsetzen muss, der halt wieder eine tiefere Spannung benötigt.
Noch einen anderen, guten Grund habe ich auf Lager:
Ein EPROM ist (wie der Namen schon sagt) ein ROM. Also ein nur-lese-Speicher.
Der Dateninhalt kann also in sicherheitstechnischen Applikationen auch von den fähigsten Cyber-Saboteuren, die sich irgendwie per LAN/WLAN etc. einhacken, nicht verändert werden.
Wohingegen die elektrisch überschreibbaren EEPROMs auf Mainboards sowohl gehackt werden können, als auch durch andere Einflüsse (Probleme mit der Spannungsversorgung) dauerhaft ihre Daten verlieren können.
Erst neulich musste ich einen solchen Chip neu flashen, weil das BIOS irgendwie korrupt war, wodurch der Rechner nicht mehr startete.
Wenn ein erfahrener Hersteller hochpreisiger Geräte bislang quasi nie Reklamationen hatte, wenn EPROMs eingesetzt wurden, sich die Ausfälle nach Umstieg auf modernere Speichermedien jedoch häuften, dann wird er künftig wieder zu altbackener, aber besser bewährter Technik greifen.
Mich hat es nur etwas "gewundert", dass die Entwickler des Raspberry Pi bei etwas so essentiellem wie dem Spannungswandler auf den NCP6343 (
http://www.onsemi.com/PowerSolutions/product.do?id=NCP6343) mit seiner anfälligen Gehäuseform (CSP?) zurückgegriffen haben.
Es kann sein, dass es dem Entwickler des RasPi gar nicht klar war, dass der Chip in einem opaken Gehäuse daher kommt.
Manchmal entwickelt man rein anhand von Datenblättern, also ohne die Teile real auf dem Tisch zu haben. Doch in Datenblättern ist niemals ein Foto enthalten, sondern nur Zeichnungen.
Es ist mir eben nicht gelungen, ein echtes Datenblatt für diesen Chip im Netz aufzustöbern, um mal kurz zu beäugeln, wie klar die Sache mit dem opaken Gehäuse dort im Text herausgestellt wird.
Ich halte es für gut möglich, dass man dreimal alles gründlich lesen muss, um es überhaupt zu registrieren, dass es so ist.
Die elektrischen Parameter schaut man sich sehr genau an, als Schaltungsentwickler, das ist klar. Aber auf die Gehäuseform wirft man mitunter nur einen kurzen Blick, um dann im CAD-Programm den entsprechenden Footprint aus der Library herauspicken zu können. Schon nehmen die Dinge ihren unheilvollen Lauf ...