EDV-Dompteur/Forum

In verschiedenen Beiträgen erwähnte ich kurz das Wort "Mem". Doch nicht jeder kann damit etwas anfangen.

Wem das Wort "Memetik" nichts sagt, dem sei wärmstens empfohlen, sich die Zeit zu nehmen, zunächst dieses Video von Vera Birkenbihl zu inhalieren!
http://www.youtube.com/watch?v=XY60DBP4UQk

Anschließend werden unsere täglichen Nachrichten, Werbeaussagen und Aussagen unserer Polit-Elite, sicher in einem ganz neuen Licht erscheinen!

Was ist nun Memetik und was ist ein Mem?
In meinen eigenen Worten kurz gefasst, ist die Memetik ein recht junger Wissenschaftszweig, der sich damit beschäftigt, wie Informationen sich verbreiten.
Wie sie sich zum Teil viral verbreiten und sich in den Hirnen der Menschen einnisten, die Menschen in ihren Ansichten und Handlungen beeinflussen.

Da Meme sich - wie erwähnt - zum Teil regelrecht viral verbreiten, spricht man auch von "Viren des Geistes".

Das wird seit jeher von Politikern genutzt; natürlich auch von Marketing-Leuten und von Religionen. Aber jetzt gibt es halt ein schickes Wort für die Thematik, sowie eine klare Systematik, mit der man die Zusammenhänge besser analysieren und durchschauen kann.
Die Beschäftigung damit ist ein wahrer Horizontdehner, kann ich sagen!


Einfaches Beispiel aus dem Marketing:
Zu meiner Kindheit brachte mein Vater das Beispiel einer Firma, die Hüte herstellte.
Die verbreitete nun seinerzeit den Werbespruch (das Mem):
"Heutzutage trägt man Hut!"

Nur vier Wörter. Aber die wurden gebetsmühlenartig in Werbekampagnen verbreitet. Und die nisteten sich ein, in den (bis dato "unbehüteten") Köpfen der Leute.
Das Perfide: Der Satz impliziert, dass jeder, der KEINEN Hut trägt, automatisch unmodern/altmodisch/vom alten Eisen … ist. Dass er nicht dazu gehört.

Die Kampagne hatte Erfolg. Es wurde ein neuer Modetrend künstlich geschaffen und einige Jahre lang trug "man" tatsächlich Hut.
So was wird schnell zum Selbstläufer. Ab da muss die Werbung gar kein weiteres Feuer mehr geben.
Tja, und heutzutage trägt man im Business halt 'ne Krawatte ...

Wer hat noch nie, wenn besonders wichtiger Besuch erwartet wurde, extra die "Krönung" gekauft, um dem hohen Besucher auch einen "angemessenen" Kaffee servieren zu können?
Die "Krönung" ist ja nun mal die Krönung ...

Wer nun glaubt, gegen derartige Beeinflussung weitestgehend immun zu sein, dem empfehle ich ganz besonders dringend, das oben verlinkte Video zu inhalieren!

Wir werden jeden Tag von Politikern, Werbeleuten, Versicherungen, Religionen mit hunderten Memen zugedröhnt. Vielfach so, dass man es kaum überhaupt merken kann.
Aber die Thematik ist noch weit tiefer. Sie beschränkt sich keinesfalls auf flotte Werbesprüche. Sie durchdringt unser gesamtes Leben, ganze Kulturen, auch nonverbale Bereiche.

Der Teenager, der es für sein Ego braucht, sich den Anstrich eines "Revoluzzers" zu verpassen, um dadurch (so hofft er) ein paar Jährchen "erwachsener" zu wirken, greift in der Öffentlichkeit zur Kippe.
Das wurde (insbesondere früher) zwar durch die Werbeindustrie massiv mit gefördert, aber die Werbung ist nicht der alleinige Grund. Die daran beteiligten Meme stecken tief, sind auch nonverbaler Natur.


Durchaus interessant, mal seine eigenen Ansichten und Verhaltensweisen auf den Prüfstand zu stellen, und sich die Frage zu stellen, wie viel davon nun wirklich dem "eigenen, freien Willen", der eigenen, bewussten Bewertung, entstammt und wie viel davon eher fremdimplizierter "Programmcode" ist, der da in unseren Köpfen herumspukt.

Wer hat nicht Sprüche im Kopf, wie:
"Armut schändet nicht!"
"Reichtum stinkt!"
"Der Teller wird leer gegessen!"
"Ein Mädchen tut so was nicht!"
"Ein Junge heult nicht!"
"Der Mann muss den ersten Schritt tun!"

Die ganz provokanten Sachen spare ich hier mal bewusst aus, damit Ihr Euch nicht über einzelne Aussagen empört, sondern damit wir beim Thema "Memetik" bleiben ...
Denn würde ich Aussagen vom Stapel lassen, wie: "Seitensprünge und offene Partnerschaften sind gut für die Beziehnung!", dann würde sicher so manche(r) umgehend auf die Barrikaden steigen, weil seine verinnerlichten Meme (in diesem Fall: Wertvorstellungen) sich mit solch einer Aussage kräftig beißen.
Dabei wäre das schlicht EIN Beispiel, das lediglich der Verdeutlichung der Sache diente.
Dabei ist in anderen Kulturen die Polygamie völlig normal. Die Leute dort haben andere Meme in den Köpfen ...
Die haben auch Meme in Bezug auf den "heiligen Krieg" in den Köpfen. Bei uns undenkbar! Wir sind ja zivilisiert unf friedliebend, voller "Nächstenliebe", gelle?
Aber Nazis sind wir natürlich nicht (das geht schließlich gar nicht!)! Fremdenhass ist uns fremd! Oder (noch schlimmer ...) "Antisemitismus" ...
- Geht absolut gar nicht! Das Wort (Mem) triggert sofort etwas in uns.

Aber dass "wir" (ich übrigens nicht) Tiere essen, geht natürlich klar. Denn "das sind ja nur Tiere" ...
"Nutztiere" halt.
Wenn ein Chinese aber einen Hund oder eine Katze in den Backofen schiebt, dann ist das Entsetzen bei uns groß. Denn das sind ja "süße Haustiere".
Und wenn ein Buddhist gar kein Fleisch isst, dann ist er halt ein "Esoterik-Spinner". Ein "Körnerfresser". Ein "Müsli".

Wir haben also Wertvorstellungen. Angelernte, tief verinnerlichte Wertvorstellungen.
Wertvorstellungen, die woanders auf der Welt absolut nicht geteilt werden.
Wie kommt es zu so was?
Die Beschäftigung mit der Memetik öffnet da den Horizont, würde ich sagen.