Testweise hatte ich zunächst mal einen Elektrolytkondensator parallel zu dem schwarzen keramikkondensator eingelötet der die spannung glätten soll.
Der Wert betrug 1000 uf.
Moment, das ist gleich mehrfach "wong"!
1) Es gibt keine schwarzen Keramik-Kondensatoren. Kerkos sind immer Erdbraun, ungefähr wie Sand, oder mittelhelles Holz. Und sie sind niemals bedruckt.
Vermutlich meinst Du mit dem Glättungskondensator einen Tantal-Elko.
Die Tantals auf Mainboards haben eine mehrfache größere Abmessung, als Kerkos, z. B. rund 4x7mm (es gibt da verschiedene Größen, aber auf jeden Fall viel größer, als Kerkos). Und Kerkos sind immer bedruckt. Da sie nicht verpolt werden dürfen, ist auch immer die Polarität in irgendeiner Weise aufgedruckt, entweder als ein "+" Zeichen, oder als ein dicker, schwarzer Strich.
2) Du solltest doch keinen
Elko parallel zum Glättungskondensator löten, sondern einen
Kerko! 20uF hatte ich angegeben. 10uF wären auch OK.
Warum ausdrücklich einen
Kerko und keinen Elko?
- Weil Kerkos sehr viel schneller reagieren, als träge Elkos.
Davon ausgegangen, dass der bestückte Glättungskondensator entweder ein gealterter Becher-Elko, oder ein Tantal ist, würde (speziell beim Becher-Elko) dessen HF-Tauglichkeit herabgesetzt sein. Gerade bei Becher-Elkos steigt der (unerwünschte, aber immer vorhandene) Innenwiderstand, der in Reihe mit der eigentlichen, technischen Kapazität liegt. Es bildet sich also ein RC-Glied. Ein solches hat eine Zeitfunktion, die sich bei gestiegenem Innenwiderstand erhöht. Ein derart gealterter Kondensator wird also träger und reagiert nur noch unzureichend auf schnelle Stromänderungen.
Darum schaltet man dann einen zwar kleineren, aber halt schnelleren Kondensator parallel.
Kerkos sind von Natur aus besonders schnell.
Kerkos haben zwar eine geringere Kapazität, aber das ist nicht das, worum es hier geht.
Wenn Du Dir mal Schaltpläne von Mainboards anschaust, dann wirst Du feststellen, dass immer Kerkos zu den Elkos parallel geschaltet sind.
Damit tragen die Boarddesigner dem Umstand Rechnung, dass Elkos ohnehin schon von Natur aus vergleichsweise träge sind.
Wenn es mal irgendwo wirklich kritisch ist, dann werden sogar mehrere Kerkos, mit bewusst sogar unterschiedlichen Abmessungen, parallel geschaltet, weil sich die Filterwirkung dadurch noch weiter verbessert.
- Das sind dann aber schon die höheren Weihen, von denen ein einfacher Elektroniker nichts weiß. Das grenzt schon fast an Esoterik, was da dann passiert.
Aber man kann nichts falsch machen, wenn man einfach einen Kerko von 10-20uF parallel zu dem Elko (bzw. Tantal, denn Tantals sind auch Elkos) schaltet. Es ist nur wichtig, dass das auf kürzest möglichem Weg geschieht. Also nicht über mehrere Zentimeter Drahtlänge oder sowas, sondern so nah dran, wie es geht.
dann habe ich mal die 19 V eingangstransistoren gebrückt so dass die 19V direkt anliegen.
Ja, hier kannst Du das machen.
Sei mit solchen Aktionen nur dann vorsichtig, wenn Du einen Kurzschluss auf dem Mainboard hast. Denn wenn ein Kurzschluss durch einen niederohmigen Upper-MOSFET eines Schaltwandlers verursacht wird, dann hebelt man mit so einer Aktion die Schutz-Abschaltung der Eingangsstufe aus und ruiniert sich dann womöglich den Prozessor, oder Grafikchip, whatever.
Aber im hier vorliegenden Fall bestand keine Gefahr, Deine Maßnahme war hier gut.
Nachwie vor ist es so dass der Rechner sporadisch erst nach 2-3 mal kurzem drücken des Einschalters hoch fährt
Meistens startet das Gerät problemlos vor allen dann wenn man es ausschaltet und sofort wieder einschaltet.
Wie steht es eigentlich um die CMOS-Batterie?
Ist die noch voll?
Und ist der Einschalttaster wirklich noch OK, oder zickt der eventuell?
Schau auch mal mit den Indikatoren, ob nach Betätigung des Einschalttasters, wenn das Gerät nicht anspringt, auch noch andere Schaltwandler aktiv werden, außer den beiden für 3,3V und 5V allways-on.
Da Du nur zwei Indikatoren besitzt, musst Du das halt mehrfach probieren. Aber es ist wichtig, das zu untersuchen, denn wir müssen wissen, ob der Embedded Controller überhaupt auf den Taster reagiert und von seiner Seite aus gewillt ist, die Einschaltsequenz abzuspulen.
mit dem ossi komme ich nicht richtig klar sehe immer nur so einen strick der dann halt verschwommener wird wenn die spannung nicht gut geklättet ist.
Nun ja, eigentlich reicht das ja, aber wenn man es genauer wissen will, dann schaltet man das Oszi auf Wechselspannungskopplung und blendet dadurch den Gleichspannungsanteil aus. Dann kann man die Y-Achse hochregeln, um den Wechselspannungsanteil genauer zu beäugeln.
es liegt wohl an der Triggerung das Gerät geht bis 10mhz oder braucht man für diese Arbeiten ein Speicheroszilloskop?
Natürlich ist Dein Oszi echt übelste, unterste Schublade.
Ich weiß nicht recht, wie praxistauglich es ist. Meistens ist es ja so, dass man auch mit unzureichendem Equipment ausreichend klar kommt, wenn man sein Handwerk gut beherrscht und sein Equipment - samt seiner Unzulänglichkeiten - perfekt kennt.
McGuyver konnte ja auch aus gefundenem Material plus einem gerüttelten Maß an Improvisationstalent sonstwas für Wundertaten vollbringen.
Im Grunde gehen doch auch meine Thermo-Folie (und zuvor der spezielle Nagellack), oder die Indikatoren in diese Richtung.
Der Nagellack zu 3,- EUR hat mir damals eine teure Thermografiekamera ersetzt.
Und ein Dutzend Indikatoren ersetzen in manchen Fällen (natürlich längst nicht in allen) ein utopisches Oszi mit entsprechend vielen Eingängen.
So gesehen ist Dein uraltes Ostzonen-Oszi 1000 Mal besser, als gar kein Oszi. Aber um dessen Tauglichkeit wirklich bewerten zu können, müsste ich damit selbst mal gearbeitet haben.
Ich selbst verwende ja ebenfalls ein "steinaltes", analoges Oszi. Ein rund 30 Jahre altes Hameg HM-605.
Das ist zwar nicht doll, es ist mit seinen 60MHz Bandbreite (und auch ansonsten) immerhin schon mehrfach besser, als Deines. Und es reicht mir völlig.
Nur selten muss ich mal ein Speicher-Oszi bemühen und da stehen mir wiederum nur welche aus der untersten Schublade zur Verfügung. Aber ich komme mit meinem Equipment klar, für das was ich mache.
Schaltwandler schwingen auf grob 100kHz. Mal mehr, selten auch etwas weniger. Aber niemals über 500khz.
Somit ist ein Oszi mit schlappen 10MHz Bandbreite schon klar ausreichend, um zumindest die eigentliche Arbeitsfrequenz bestens zu erfassen. Es reicht eben nur nicht für wesentlich schnellere Ereignisse.
- Also es sollte möglich sein, Schaltwandler damit zu überprüfen.
Generell gilt ohnehin:
"Ein jedes Messergebnis bedarf stets der Interpretation!"
Man darf sich niemals blind auf das verlassen, was einem angezeigt wird. Mit einem anderen Messinstrument mag die Anzeige ganz anders aussehen.
Der gute Sleepygti hatte kürzlich ein Video auf seinem Kanal, wo man das gut sieht (bezogen auf Multimeter). Ich hatte dort auch einen Kommentar geschrieben. Denn das vermeintlich "schlechtere" Multimeter (das vermeintlichen Müll anzeigt) macht seinen Job meiner Meinung nach "richtiger", als das andere, das einem einen scheinbar präzisen Messwert vorgaukelt, der real gar nicht vorliegen kann, dort wo Sleepy die Messspitze ansetzte.
Mit beiden Instrumenten kann man arbeiten, aber man muss die Anzeige halt passend zum Gerät korrekt interpretieren.
Ein Multimeter, das einem auf der geschalteten Seite einer Schaltwandlerspule eine stabile Gleichspannung anzeigt, lügt!
Ein Multimeter, das einem dort "Müll" anzeigt, ist schon viel dichter an der Wahrheit.
Wenn man es genau wissen will, was dort los ist, muss man das Oszi nehmen. Aber auch der Anzeige eines Oszis darf man nicht blind vertrauen.
An manchen Messpunkten beeinflusst der Tastkopf die Schaltung. Sogar so weitgehend, dass es über Funktion/Nicht-Funktion der Schaltung entscheiden kann.
Ich hatte schon Geräte mit Einschaltproblemen, die reproduzierbar immer dann liefen, wenn ich den Oszi-Tastkopf an eine bestimmte Stelle setze. Ohne kontaktiertem Oszi ließ sich das Gerät nicht einschalten. Mit angestztem Tastkopf lief die Kiste!
- Das war echt zum Verrückt werden, denn wie soll man dann bitteschön den Fehler einkreisen?
Man muss also verstehen, was man gerade tut. Und wo man misst. Und was es für Einflüsse haben kann, dass man dort misst.
In Deinem Fall sind solche "esoterischen" Effekte aber bedeutungslos. Du willst lediglich die Qualität der erzeugten Gleichspannung bewerten.
Und da gilt ganz pragmatisch: "Alles, was von einer arschglatten Linie abweicht, ist schlecht!"
- Nur ist die Linie dort leider niemals "arschglatt". Da ist immer Dreck auf der Gleichspannung vorhanden.
Unterschiedlich gute Oszis werden diesen "Dreck" unterschiedlich gut sichtbar machen. Man muss darüber aber nicht verzweifeln, sondern man muss einfach nur anstreben, diesen Dreck-Anteil so gering wie möglich zu halten.
Und dazu taugt der pragmatische Ansatz, dem jeweiligen Elkos noch einen Kerko parallel zu schalten.
Grundlegend ist die Schaltung eines Mainboards ja so gebaut, dass sie funktioniert.
Wenn sie mit der Zeit unzuverlässiger wird, dann mag halt durch Alterung ein Wert aus dem grünen in den roten Bereich gerutscht sein. Dann muss man halt dafür sorgen, dass man wieder in den grünen Bereich kommt. Und dabei geht es nicht um die sechste Nachkommastelle eines Wertes.
Das ist mehr wie mit schmutziger Wäsche: Irgendwann ist sie so schmutzig, dass sie müffelt und die Leute einen schräg anschauen. Dann halt ab durch die Waschmaschine. Egal, welches Waschprogramm. Und es ist nicht aufs Gramm entscheidend, wieviel Waschpulver man nimmt. Der Waschvorgang wird das Problem so oder so beseitigen.
Was aber wirklich Murks war, das war Deine Maßnahme, 1000uF parallel zum Glüttungskondensator zu schalten!
Das wäre ja damit vergleichbar, von einem ohnehin völlig ungeeigneten Waschmittel (Elko, statt Kerko) die ganze Packung in die Maschine zu schütten (1000uF statt 20uF). Wenn man Pech hat, schäumt sie davon über.
Und in der Tat kann man mit viel viel viel zu großen Kondensatoren auch Schäden verursachen. Immerhin müssen die MOSFETs ja den Inrush an Strom verkraften, den ein anfangs noch leerer Kondensator zieht.
Wenn der Glättungselko also z. B. 100uF hatte, jetzt aber durch Alterung an Kapazität eingebüßt und einen vergrößerten Innenwiderstand hat, dann schaltet man da nicht ein Mehrfaches des alten Wertes parallel, sondern eher so 20% des Originalwertes. Also mit etwas gesundem Augenmaß vorgehen, ohne die Werte in der Schaltung grundlegend, gleich in einer ganzen Größenordnung, zu verändern.