Hallo Assassin,
diese Lenovo Yoga sind sind echt furchtbar. Jedenfalls aus Sicht eines Technikers, der mit der Reparatur betraut ist.
Jedenfalls ist der LadeIC jetzt ausgelötet, und die Mosfets die fürs Laden verantwortlich sind sind ebenfalls ausgebaut. Denn Akku gibts auch nicht mehr.
Wenn ich 19V anlege habe ich halt das alte Symptom, das es nur sehr kurz anzuckt und nix weiter passiert...
im EC, dem NPCE285 gibts bestimmt ein paar Pins die man auf Hi oder Lo ziehen muss, damit der denkt dass ein akku existiert oder alle spannungen iO sind, sodass er das Notebook an lässt und somit den PostUp ermöglicht...aber welche pins könnten das sein?
Ich halte das für den falschen Ansatz. Und so einfach, wie Du Dir das denkst, ist das auch nicht.
So wie ich Dich verstehe, hast Du im Grunde doch zwei Wünsche:
- Du möchtest die Kiste zunächst einmal überhaupt wieder einschalten können, um testweise mal - regulär aus Windows heraus - das BIOS neu flashen zu können.
- Ganz am Ende soll jedenfalls alles wieder komplett OK sein, wie vor dem Auftreten des Fehlers. Unabhängig davon, ob das BIOS die Probleme verursacht hatte, oder ein Elektronik-Fehler.
Der Wunsch Nr. 1 ist doch (theoretisch) leicht zu erfüllen, indem die beiden Eingangs-MOSFETs entweder manuell an den Gates angesteuert werden, oder - ganz pragmatisch - indem sie einfach mal per temporärer Drahtbrücke komplett übergangen werden.
Weil der BQ24780S für N-Kanal Eingangs-MOSFETs ausgelegt ist, ergo eine Ladungspumpe beinhaltet, zur Ansteuerung der Gates, empfiehlt sich aus praktischen Gründen die Methode mit der Überbrückung der Eingangs-MOSFETs.
In dem Zustand sollte es eigentlich ohne Akku gehen. Er DARF in dem Zustand auch gar nicht angeschlossen sein! Aus Sicherheitsgründen!
Ich wäre geneigt zu behaupten, dass dieser simple Trick bei jedem Notebook funktioniert ... gäbe es diese dammichten Lenovo Yoga nicht! Falls diese Dinger hier ernsthaft aus der Reihe tanzen, dann kann man da fast nur reinhauen! Üble Kisten!
Was den Wunsch Nr. 2 betrifft, vorweg ein paar Worte zu Akku-Ladung:
Grundlegend kommuniziert zunächst einmal der Embedded Controller mit der im Akku verbauten Elektronik. Und zwar in aller Regel über eine I2C-Verbindung, die aus Markenrechts-Gründen jedoch anders heißt und zwar weitgehend, aber eben nicht zu 100% mit I2C kompatibel ist.
Jedenfalls ist es schon hier mit einem simplen Hi/Low-Pegel nicht getan; man hat es hier mit einem Busprotokoll zu tun.
- Diese Verbindung scheint bei Dir aber zu funktionieren, denn sonst würde Windows den Akku gar nicht erst erkennen.
Übrigens würde ich es unbedingt auch mal ohne Windows probieren!
Platte ausbauen und einfach nur ins BIOS booten. Wird der Akku dann geladen?
(Zuvor musst Du die Kiste natürlich - ohne Akku - erfolgreich eingeschaltet und das BIOS neu geflasht haben)
Grund: Prinzipiell kann auch ein zerditschtes Windows die Akkuladung beeinflussen.
Warum ist das so?
- Nun, nachdem der Akku sich mit dem Embedded Controller unterhalten hat, meldet der EC an den Prozessor (bzw. ans Betriebssystem), was mit dem Akku los ist. Andernfalls könnte die Ladeanzeige in Windows ja nichts anzeigen.
Wenn der Akku geladen werden soll, dann muss der Ladecontroller jetzt erfahren, was er tun soll. Dazu besteht wiederum eine Art I2C-Datenkommunikation (SMBus) zwischen dem Ladecontroller und dem "Host".
Der "Host" ist normalerweise der Embedded Controller. Aber der ist von Windows aus beeinflussbar, denn andernfalls könnte man in Windows keine solche Sachen machen, wie ein Akku-Pflegeprogramm zu starten, das den Akku bei Betrieb am Netzteil mal weitestmöglich entlädt und anschließend wieder voll auflädt.
Und eben weil das Windows in kaum überschaubarer Weise in die Akkuladung eingreifen kann, empfiehlt es sich, die Kiste mal ohne gebootetem Windows zu betrieben!
In dem Zustand wird der Embedded Controller ohne Fremdeinmischung den Ladecontroller veranlassen, den Akku zu laden - sofern erforderlich.
Bis hierhin also nix mit simplem Hi/Low-Pegel, sondern gleich zwei Busprotokolle, von denen man immerhin eines übergehen kann, indem man das Windows mal außen vor lässt.
Dummerweise ist das noch nicht alles.
Du sagst, die ganzen MOSFETs etc. sind intakt und den Ladecontroller hast Du bereits getauscht. Dennoch werden die Gates der MOSFETs für die Akkuladung nicht getaktet.
Das KANN an der Verbindung zwischen Ladecontroller und Host liegen.
Das KANN aber auch an der Analogelektronik liegen, im Umfeld von Akku und Ladecontroller.
Hier kann ich nur empfehlen, Dir mal ausgiebig das Datenblatt des BQ24780S zu Gemüte zu führen.
Darin ist ja in aller Ausführlichkeit beschrieben, was alles gewährleistet sein muss, damit die Ladung erfolgt.
Der Ladecontroller beinhaltet ja eine ganze Menge Schutzmechanismen, die die Ladung unterdrücken, wenn irgendein Parameter nicht so ist, wie er sein soll.
Obwohl Widerstände nahezu "nie" kaputt gehen (schon gar nicht unsichtbar), habe ich im Bereich des Analogteils der Ladeschaltung schon so ungefähr drei Mal genau das eben doch gehabt! Komplett hochohmig gewordene SMD-Widerlinge, denen man rein gar nichts ansah! Und schwupps detektiert der Ladecontroller puren Müll und triggert intern einen Schutzmechanismus.
In dem Fall kommuniziert der EC einwandfrei mit dem Akku und Windows zeigt die Präsenz des Akkus an.
Nur geladen wird er nicht, obwohl alle MOSFETs intakt sind, obwohl der Akku OK ist, obwohl der Ladecontroller getauscht wurde ...
Also: Datenblatt des BQ24780S zur Brust nehmen und dann alles kontrollieren, was dem irgendwie in die Suppe spucken könnte!