Habe ich das richtig aufgeschnappt, dass sich heutzutage manche Schausteller dann lieber einen Vorrat an billig LED Leuchtmittel zulegen und regelmäßig nach Ablauf der (kurzen?) Lebensdauer diese austauschen?
Die Schausteller steigen in erster Linie deshalb auf LEDs um, weil sie sich davon eine Reduzierung ihrer horrenden Stromkosten versprechen.
So kostet der Strom auf dem Hamburger DOM das Dreifache dessen, was ein Privathaushalt zahlt!
Ein weiterer Grund ist dieses unsägliche Glühlampenverbot (dazu könnte ich jetzt 'nen halbstündigen Rant abspulen!).
Ein dritter Grund ist die
theoretisch weit höhere Lebenserwartung von LEDs.
Kleine Effekt-Glühlampen sterben nämlich wie die Fliegen. Insbesondere mögen sie keine Erschütterungen. Doch die sind gerade bei Schaustellern natürlich unvermeidbar.
Dummerweise halten die ultrabilligen 230V-LEDs aus China nicht unbedingt soooo wesentlich länger, wie erwartet.
Zwar machen Erschütterungen ihnen nichts aus, aber steuert man sie mit einem noch vorhandenen (für Glühlampen konstruierten) Ansteuergerät an, wo der Strom im Nulldurchgang der Netzwechselspannung geschaltet wird, dann quält das die LEDs gewaltig. Denn die Anpassung an die 230V erfolgt darin per simpler, kapazitiver Netzankopplung; also per Reihenkondensator. Doch der erzeugt eine Phasenverschiebung von 90 Grad, zwischen Spannung und Strom ...
Hinzu kommen die auf den 230V-Sinus aufmodulierten, höherfrequenten Rundsteuersignale. Diese passieren den Reihenkondensator mit besonderer Leichtigkeit und verursachen dabei nennenswerten Zusatzstress für die LEDs.
Ich hatte mal den Fall, dass ein Schausteller mich rief, um sein vermeintlich defektes Lauflicht zu reparieren. Gut die Hälfte seiner Beleuchtung war ausgefallen.
Doch vor Ort stellte ich fest, dass das Lauflicht OK war. Aber die Hälfte der LEDs war krepiert. Gute 200 Stück, würde ich mal aus dem Gedächtnis schätzen.
Bei einem (eigentlich rotzbilligen) Stückpreis von knapp über einem Euro, für die China-LEDs, also durchaus ein ärgerlicher Schaden, wegen der puren Menge der Ausfälle.
Der Kunde hatte einfach seine alten Glühlampen gegen LEDs ausgetauscht, aber sein altes Lauflichtgerät weiter verwendet.
Im Grunde hätte der Kunde also ein neues Lichtsteuergerät benötigt, das die LEDs besser schont. Aber unterhalb von 2000,- EUR hätte ich das nicht wirtschaftlich anbieten können. Selbst das wäre aus meiner Sicht noch ein echter Hungerpreis gewesen, wo noch immer gewisse Abstriche aus Preisgründen unvermeidbar gewesen wären. Ein wirklich optimales Gerät würde eher so 6000,- EUR kosten.
Tja, da blieb der Schausteller dann doch bei seinem alten Gerät und wechselt alle paar Tage 'ne Handvoll LEDs ...
Der plötzliche, enorm hohe Ausfall dürfte aber einmaliges Pech gewesen sein und mit den Rundsteuersignalen auf dem letzten Platz zurückzuführen sein, oder auf eine kurze Netzüberspannung. Weil Rundsteuersignale ortsabhängig unterschiedlich sind, hofft er jetzt auf always good Rundsteuer!
Wenn er sich mal ein neues Gerät kauft, dann wird es wohl leider so ein China-Dingens sein, zu vielleicht 200,- EUR ...
Da werden die LEDs zwar weiterhin wie die Fliegen sterben, aber angesichts des Preisunterschiedes zu einem Gerät von mir, muss ich mich gar nicht abmühen, meine eigene Technik anzupreisen. Ich würde auf taube Ohren stoßen. Das bezahlt mir heute keiner mehr, angesichts der Konkurrenz aus China.
Lauflichtentwicklung biete ich daher inzwischen gar nicht mehr explizit an, denn die letzten Jahre habe ich kein einziges Gerät mehr an den Mann bringen können.
Was stellt das Hauptgeschäft des EDV-Domptuers in der heutigen Zeit dar, geht es mehr in Richtung Notebook-Reparaturen, oder gibt es immer noch die (spannende) Auftragsentwicklung von Elektronik?
Heute hat sich mein Geschäft (leider) deutlich in Richtung Notebook-Reparatur verschoben. Garniert mit gelegentlichen Service-Einsätzen außer Haus, vorrangig bei Schaustellern.
In näherer Zeit soll der Schwerpunkt aber allmählich wieder mehr zurück in Richtung Elektronik-Entwicklung gehen.
Wahrscheinlich auch in Richtung "technische Beratung", für Hersteller jedweder Geräte.
Die konstruieren sich nämlich gar nicht mal selten ziemlichen Murks zusammen, weil sie keine erfahrenen Konstrukteure haben.
Da will ich dann verstärkt die Dienstleistung anbieten, als externer Fachmann mal alles zu beäugeln und Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten.
So nach dem Motto: "Vier Augen sehen mehr als zwei".
Ein Konstrukteur ist oftmals auch ziemlich "betriebsblind". Der denkt sich irgendwas bei seinem Design und kommt gar nicht auf die Idee, was für ein oftmals gewaltiges Potenzial an Verbesserungen besteht, wenn man ein paar Dinge nur etwas anders macht.
Wahrscheinlich habe ich (bzw. mein Alter Ego "Desi") Dir einen kleinen Eindruck davon vermitteln können, im Thread
Leiterplatten-Entwurf - Tipps zum Einstieg .
Dabei besteht ein Gerät ja aus mehr, als nur der nackten Platine.
Da gehört z. B. ein Gehäusedesign dazu. Die Platine und andere Komponenten müssen einen Servicetechniker leicht zugänglich und schnell austauschbar sein. Konstruktionen wie Deine, mit vier Schrauben an den Platinenecken, sind zwar verbreiteter Standard, aus meiner Sicht aber reichlich suboptimal.
Es gibt ganz viel zu beachten, bei der Konstruktion eines realen Gerätes. Auch Umwelteinflüsse; Vibration, Stöße, Dreck, Hitze, Kälte, Sonnenlichteinfall, Manipulationen ... wollen bedacht werden. Da könnte ich jetzt ganze Romane schreiben!
Eine Konstruktion, die auf die Menschheit losgelassen werden soll, sollte daher mal von einem erfahrenen, externen (nicht betriebsblinden) Berater beäugelt werden, bevor alles in die Massenproduktion geht.
Diese Dienstleistung möchte ich künftig also verstärkt anbieten.